Das Tonnetz
ist eine graphische Darstellung der Tonbeziehungen, wie sie im Naturtonsystem
vorgegeben sind. Ausgangspunkt ist eine mit dem Grundton definierte
Naturtonreihe:
Jeder dritte Ton
dieser Reihe ist auch Teilton einer Naturton-Skala, die auf dem dritten
Ton der Ausgangs-Skala beginnt. Dieser Ton ist die Quinte - man könnte
deshalb von einer Dominant-Skala sprechen.
Ebenso verhält es sich mit jedem fünften Ton: diese sind Teiltöne
einer Naturtonskala, die mit dem fünften Ton, der Terz der ursprünglichen
Skala, ihren Ausgang nimmt - also einer Obermediante entsprechend.
Doch dies gilt ebenso für jeden 7., 9., 11. Teilton und so fort.
Dies sind Tonbeziehungen, die mit Ausnahme der "Wechseldominante"
(9.Teilton) in der Musik bisher noch nicht verwendet worden sind.
In dieser Reihenfolge
sind auch die "Tonverwandtschaften" zu sehen. Den Grad der
Tonverwandtschaft bestimmt die Häufigkeit der gemeinsamen Teiltöne:
am häufigsten ist (in der Ausgangs-Skala) der jeweils dritte Ton,
zu treffen, dann folgen der fünfte, dann der siebente usw. Daraus
ergibt sich, daß, wie sich auch in der bisherige Entwicklung der
abendländischen Musik gezeigt hat, die Quintverwandtschaft die
nächstliegende Tonbeziehung zur Ausgangs-Skala ("Tonika")
ist, gefolgt von der Terzverwandtschaft, dann aber - und das ist neu
- von den septimalen Tonbeziehungen, Ober- und Unterseptim, wobei es
sich natürlich um die Naturseptimen als Intervall handelt.
Aus den Beziehungen
von Quinten und Terzen (Oktaven wurden nicht berücksichtigt) läßt
sich ein zweidimensionales Tongeflecht konstruieren,
in sich in das Unendliche
einer Fläche erstreckt, denn bekanntlich ergeben 12 reine Quinten
(Horizontale) keine 5 Oktaven, sie gehen darüber hinaus, - der
"Quintenzirkel schließt nicht".
Ebenso verhält es sich mit den großen Terzen (Vertikale):
drei große Terzen sind kleiner als eine Oktave, eine Übereinstimmung
mit dem Ausgangston ist auch in Terzenketten nicht zu erreichen.
Dieses zweidimensionale
Tonsystem wird durch Hinzunahme der Septim-Verwandtschaften um eine
Dimension erweitert. Das so entstandene "Tonnetz" ist dreidimensional
und erstreckt sich in einen unendlichen dreidimensionalen Raum. Die
folgende Grafik zeigt einen kleinen Ausschnitt:
Abb.:
dreidimensionales Tonnetz
Ebenso läßt
sich mit der nächsten Tonbeziehung verfahren - doch die nächste
Primzahl 11 (die 9 liegt auf der Koordinate der Quinten) sprengt bereits
den Rahmen des Vorstellbaren, denn mit ihrer Koordinate wird eine neu
Dimension eröffnet, und mit jeder neuen Primzahl kommt eine neue
Dimension hinzu.
Unsere optische
Vorstellungskraft geht über den dreidimensionalen Raum nicht hinaus.
Doch in der Musik gibt es für jede Bewegung in jeder Dimension
und für das Gleiten von einer Dimension in eine andere keine Grenzen!
Zu beachten ist dabei lediglich, daß das Untertonsystem
das Mittel dazu ist, die Bewegungsrichtung umzukehren (vgl. Modulation),
so daß es mit diesem Kunstgriff möglich ist, sich ungehindert
im Tonnetz zu bewegen und daß man, wenn es gewünscht wird
oder erforderlich ist, wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren kann.